Leicht und schwebend wie eine Schneeflocke...

.. wenn auch leider eine oft schmutzige, denn "Karim" findet nichts toller, als sich in Körperwarmer ausgeschiedener Biomasse zu wälzen, die er in diesem Behufe auch kreuz und quer in seiner Box verteilt..

 

Eine - ich muss es gestehen - lange nicht in dem ihr würdigen Maße beachtete Bereicherung in meinem Leben ist Karim. Seines Zeichens russisch gezogener Araber, hoch intelligent (und ich befürchte, mir im Intellekt überlegen*), hoch sensibel, bei Bedarf Hysterie vortäuschend, in Wirklichkeit und jetzt in seinen späteren Jahren auch offen Zutage tretend die obercoole Socke. Im Hengstverband nicht der Oberboss, aber den Bereich des vorderen Drittels erkämpft und sozial unangefochten. Der kleine Zwuckel (1,52 m) war Tonangeber und Beschützer von Chinook, solange ihre Gemeinschaft bestand.

 

Und er hat einen kleinen Wirbel im Nacken, direkt hinter den Ohren, den "Daumenabdruck des Propheten Mohammed".. eine Geschichte besagt, dass Mohammed einst seine folgsamsten Stuten segnete, und von seinem Daumen in ihrem Nacken entstanden kleine Wirbel, die nur an die edelsten Nachkommen weitergegeben werden.


 

 

 

Karim - in der Klinik Dezember 2008

 

Über die Jahre hatte sich unterhalb des Kiefergelenks, welches schon durch Arthrose geplagt wurde, eine Beule ausgebildet. Jeder Tierarzt rätselte, bis eine Röntgenuntersuchung die Klarheit brachte, dass dort ein Tumor sein Unwesen trieb. Da das Gewächs sich anschickte, in das Gelenk zu wuchern und das Kauen anfing zu erschweren, war eine OP unausweichlich. 

Aber wie Karim so ist, kaum erholt von der Narkose, war er schon wieder fitt und bereit, den Service eines Privatpatienten in einem 5*-Hotel mit abwechslungsreichem Buffet, hervorragendem Essen, Wellness, persönlichen Fitnesstrainierinnen und Servicepersonal (damals zufälligerweise alle blond, darauf steht er wohl) zu geniessen. 

 

 

Karim - in der Klinik April 2011 

 

Anfang des Jahres bildete sich rasch ein neues Wucherung an der Flanke heraus. Im Zuge mit einer auftretenden Lahmheit (allerdings nicht nur im Zusammenhang mit dem Tumor) wurde dieses untersucht und eine rasche OP beschlossen. Da während der OP spontan noch zwei weitere kleinere Melanome entfernt wurden, musste er anstelle einer schnellen dreiviertel Stunde doch wieder anderthalb Stunden durchhalten. 

Wieder hat er sich vorbildlich verhalten, stand anständig auf, erholte sich rasch von der Narkose. Allerdings traten wenige Tage später allergische Reaktionen ("Nesselfieber") und starker Durchfall auf... Aber futtern ging gleich wieder.. und es gab wieder Besuch und Unterhaltung satt, da diesmal mit Ausblick ins Grüne, wenn auch der Paddock leider gesperrt blieb. 

 

 

 

Sommer 2011.. und was für einer.. Umstellung aus der "Käfighaltung" in eine Paddockbox, eine Lahmheit zog Ultraschall und röntgen nach sich (Knochendorn hatte sich gebildet), Muskelriss zwischen den Vorderbeinen, Kotwasser ohne Ende, die Arthrose am Kieferngelenk muckte wieder... mein armes Männlein.


 

 

 

Karim - in der Klinik Oktober 2011

 

Dem armen Herz ging es nicht gut, eine beginnende Kolik begegneten wir in Einigkeit mit der behandelnden Tierärztin, indem wir ihn zur bestmöglichen Versorgung in die Klinik brachten. Diverse Untersuchungen brachten u. a. viele Metastasen im Darm zu Tage, aber auch weitere Schäden, die der Körper aufgrund dieser Erkrankung erlitten hatte.

 

Der Lieblingsort war diesmal nicht die Futterkrippe, sondern der freie Himmel.. wenn möglich grasen, und stundenlang an einer Ruhe-Bank bei den Wiesen in der Sonne stehen (sitzen).

 

 

 

 

Müde. 


Schmerzen.

 

Aber ein Kämpferherz mag nicht aufgeben.

Wir haben ihm geholfen.. sein Doc, wie er es uns versprochen hat, der grosse Mann, und ich. Karim durfte nach  fünf Tagen tapferen Standhaltens in der Nacht zum 7. Oktober 2011 loslassen, und gehen, und ich hoffe - ich wünsche es mir unendlich - sein Chinook hat ihn abgeholt. 

 

Hinweis:

Inspiration ist alles. Daher sind manche Protagonisten auch nicht erfunden.  Deren Namen, soweit mir bekannt, sind aber selbstverständlich "modifiziert", denn viele möchten ihr Leben nicht öffentlich ausgebreitet wissen und würden mir den Kragen abdrehen.. wofür ich vollstes Verständnis habe. 

Der eine oder andere geneigte Betrachter meint nun vielleicht, ich schreibe nur über mir nahe, reale Personen. Nun, ich wäre wohl nicht gescheit, würde ich dem zustimmen. Steht nicht unter allem und jedem (und sicherlich bestens juristisch beraten) "..Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder Gegebenheiten sind rein zufällig.." ?

(.. bei Milliarden Menschen ...)

So weit, so gut.. dazu ein gerüttelt Mass an blühender Phantasie, eine natürlich gewachsene grosse Klappe und die Neigung, diese viel zu selten fest geschlossen zu halten. Weiterhin eine freche Dosis schriftstellerischer Freiheit - so kann, wenn die Gedanken in die Tastatur gehauen wurden, Ähnlichkeiten mit, äh, lebenden und anderen Personen natürlich wirklich nur rein zufällig sein.

 

Ehrlich.