Letzter Überlebender..

... einer grossen Nachwuchskatzenschar auf einem recht urbanen Bauernhof am Rande einer aufstrebenden Gemeinde (mehr Ampeln, mehr uniforme Wohngebiete usw) war Gusti. Eigentlich Augustus, nach dem Kaiser, und dem Monat, an dem er dann zu mir kam. 
Die ganze Katzenflotte litt damals an Katzenschnupfen, so dass die Babies alle früh starben. Einem hatte ich mich angenommen, eines klitzekleinen Katzenmädchens - wenig originell "Fleckle" genannt, da dreifarbig - welches schon am Rande des Seins im Rinnstein lag, und den Kampf um sein Leben nach einer Woche verlor.
Zwei Monate war ich nicht mehr an dem Hof, beim nächsten Vorbeilauf wankte aber Guschti in meine Richtung - schwupps, weg war er in der Jacke und fort von dort.
Guschti war unerschütterlich im Glauben an sich, durchaus auch ignorant, aber liebebedürftig. Dies zeigte er durch seine Neigung, sich auch als grosser Kater immer an den Hals und unter das Kinn zu klemmen. Neuzugänge in der Familie ignorierte er grösstenteils, jedoch konnte dies auch dazu führen, dass er seinen Schlafplatz vor Verlassen kurz anmarkierte. Auch wenn's das Bein des Zweibeiners war..*chrrrrr*
Obzwar seine Statur eher kantig-breit-tiefergelegt war, so war er doch auch ein grosser Jäger. Unbedachte Begeisterungsausbrüche unsererseits nach dem Anschleppen der ersten Mäuse steigerte die Größe der Gaben, so dass nach der ersten toten Ratte auch noch mehrfach lebende beigebracht wurden. Dies natürlich vorzugsweise nachts, und - da über das Dach erreichbar - dann der Frische wegen ins Schlafzimmer. Dort gab er sich mit wohlwollendem Gesichtsausdruck zufrieden - da ja ein Geschenk - mich bei der Jagd zu beobachten (huaa..).
Nebenbei bemerkt: mein damaliger Gefährte hing derweil mit allen vieren kreischend an den Dachbalken... 

 

 

Guschti starb an einem nebeligen Freitag-Nachmittag.

 

Meine Hand lag auf ihm, als er zu atmen aufhörte.

 

 

Hinweis:

Inspiration ist alles. Daher sind manche Protagonisten auch nicht erfunden.  Deren Namen, soweit mir bekannt, sind aber selbstverständlich "modifiziert", denn viele möchten ihr Leben nicht öffentlich ausgebreitet wissen und würden mir den Kragen abdrehen.. wofür ich vollstes Verständnis habe. 

Der eine oder andere geneigte Betrachter meint nun vielleicht, ich schreibe nur über mir nahe, reale Personen. Nun, ich wäre wohl nicht gescheit, würde ich dem zustimmen. Steht nicht unter allem und jedem (und sicherlich bestens juristisch beraten) "..Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder Gegebenheiten sind rein zufällig.." ?

(.. bei Milliarden Menschen ...)

So weit, so gut.. dazu ein gerüttelt Mass an blühender Phantasie, eine natürlich gewachsene grosse Klappe und die Neigung, diese viel zu selten fest geschlossen zu halten. Weiterhin eine freche Dosis schriftstellerischer Freiheit - so kann, wenn die Gedanken in die Tastatur gehauen wurden, Ähnlichkeiten mit, äh, lebenden und anderen Personen natürlich wirklich nur rein zufällig sein.

 

Ehrlich.